Ein Interview mit Sandra, der Inhaberin von Unverpackt Zimmern. (Hauptstraße 3, 78658 Zimmern ob Rottweil)
Ende April haben wir uns auf unsere Fahrräder gesetzt und sind nach Zimmern ob Rottweil geradelt, (Gemeinde in der Nähe der Kreisstadt Rottweil) um dort die liebe Sandra zu treffen, die uns ihren Unverpackt-Laden vorstellt. Gerade erst angekommen, kam sie auch schon ums Eck und hat uns herzlich willkommen geheißen. Sie hat sich und ihr Geschäft vorgestellt. Wir hatten sehr nettes Gespräch und die eine Stunde Zeit, die wir hatten, verflog wie im Flug.
Im Juni 2019 hat Sandra in der ehemaligen Metzgerei direkt an der Hauptstraße in Zimmern ob Rottweil ihren Unverpackt Laden eröffnet.
Was kann man hier kaufen? Wie der Name Unverpackt Laden schon vermuten lässt, lassen sich hier unzählige Produkte ohne Verpackung einkaufen. Vor allem Plastikmüll einsparen – darum geht es bei diesem Verkaufskonzept. Von Kaffee, über Nudeln, Reis, bis hin zu Putzmitteln und Hausmitteln aller Art. Einfach vieles, was unverpackt verkauft werden kann.
Sandra wohnt mit ihrem Mann und ihren 3 Kindern direkt in Zimmern. Nicht weit weg von ihrem Laden. Das war ihr besonders wichtig, denn sie wollte nicht mehrere Kilometer fahren und Sprit verbrauchen, sondern auch einfach mal schnell rüberlaufen können, wenn etwas mit den Kindern ist oder sie auch immer zu ihr können, wenn sie ein Problem haben – einfach immer für sie da sein.
Gelernt hat sie bei der Krankenkasse, bei der sie weitere 20 Jahre gearbeitet hat, anfangs auch noch nach der Öffnung ihres Unverpacktladens (zwei Tage die Woche). Als beides aber mit der Zeit zu viel wurde, hat sie ihren Job dann im Oktober desselben Jahres gekündigt und sich ganz auf ihren Laden konzentriert.
Liebe Sandra,
Welchen Stellenwert hat bei dir Zero Waste bzw. Unverpackt in deinem Leben und warum ist es dir wichtig?
Natürlich hat Zero Waste und gerade Unverpackt einen hohen Stellenwert in meinem Leben, aber es geht nicht darum, es perfekt umzusetzen sondern sich eher ein Bewusstsein dafür zu entwickeln.
Plastik sparen war schon lange ein Thema bei uns. Da wir halt auch fünf Personen sind, kam da immer sehr viel Müll zusammen und man hat da früher gar nicht so genau darüber nachgedacht, warum haben wir so viel Müll? So viele Gelbe Säcke, aber da kam der Gedanke wir sind 5 Personen was soll’s, haben wir halt mehr Müll.
Und dann hatte ich da ein Schlüsselerlebnis, eigentlich nichts Dramatisches. Wir hatten da so ein Wännchen aus Plastik, in dem wir immer die Füße gewaschen haben und das ging dann kaputt. Das Gleiche habe ich dann nochmal gekauft und dieses ging wieder nach kürzester Zeit kaputt. Dadurch habe ich mir überlegt, ob es dafür nicht eine Alternative gibt. Auf einem Flohmarkt habe ich dann etwas gefunden, so wie früher ein Krug mit einer Schüssel. Da habe ich mir gedacht, das ist ja eine mega Alternative und geht nicht so schnell kaputt. Wir haben es dann einfach gekauft und tatsächlich funktioniert es bis heute noch einwandfrei, das ist jetzt schon über 10 Jahre her.
Ist ja auch nicht so, dass ich Plastik verteufeln möchte und meine, dass es immer nur schlecht ist, aber leider sind die Sachen daraus einfach nicht für alles geeignet und gehen oft schnell kaputt.
Ein weiteres Erlebnis war mit den Getränken. Meinen Kindern hatte ich solche Flaschen aus Kunststoff einer bekannten Firma gekauft. Die waren echt geschickt, da man den Deckel immer austauschen konnte und sie für Schule und Ausflüge immer geschickt waren. Bei einer Radtour habe ich dann mal aus einer dieser Flasche getrunken und habe mich wirklich erschrocken. „Was ist das für ein Geschmack?“, dachte ich mir, „das ist richtig widerlich, da könnt ihr nicht mehr daraus trinken, da müssen wir nach etwas anderem schauen.“
Auch bei den Plastikflaschen aus dem Supermarkt ist das so, dass wenn man die mal ein paar Tage stehen lässt oder die in der Sonne standen, so richtig komisch riechen. Mein Vater hat immer schon gesagt, für ihn gibt es Wasser nur aus Glasflaschen. Er ist überhaupt nicht ökologisch angehaucht, sondern er wollte es nicht, weil er den Geschmack eklig fand.
Meine Plastik-Vesperdosen habe ich dann bei mir im Geschäft verschenkt. Natürlich habe ich auch noch Sachen aus Plastik zu Hause, wie zum Beispiel meinen Blumenkübel oder die schönen kleinen Windrädchen. Manche Sachen aus Plastik, habe ich für mich einfach entschieden, möchte ich einfach nicht mehr haben.
Wenn ich natürlich etwas Neues kaufe, achte ich da schon darauf, dass es einfach nicht aus Plastik ist. Ich finde auch, dass sich gegenüber früher schon einiges getan hat und auch die Händler mehr darauf schauen das da Bedarf ist. Damals habe ich keinen Mixer ohne Plastik gefunden. Vor kurzem habe ich einen gesehen, der aus Glas ist, da gab es früher keine Alternative. Ich denke, da tut sich schon auch was in die richtige Richtung.
Wie bist du auf die Idee gekommen, einen Unverpacktladen zu eröffnen?
Ich war immer mal wieder beim meiner Familie in Konstanz zu Besuch und dann habe ich dort den Unverpacktladen endeckt und ich fand diese Idee total genial. Meinen Besuch dort habe ich dann immer mit einem Einkauf dort verbunden. Ich fand es schade, dass es hier bei und in der Nähe keine Möglichkeiten gab, bestimmte Dinge ohne Plastikverpackungen zu bekommen. Also habe ich dort gefragt ob ich dort mal reinschnuppern könnte. Zwei Tage habe ich mir genauer anschauen können, wie das Konzept eines Unverpacktladen funktioniert und wie dort die Abläufe sind. Das war sehr hilfreich und hat meinen Wunsch verstärkt, so einen Laden hier zu eröffnen. Die Räume der ehemaligen Metzgerei standen lange leer und ich habe dies als Zeichen angesehen und habe meinen Traum erfüllt.
Hast du komplett alleine alles aufgebaut und gegründet?
Nein, ich habe den Laden mit meinem Mann gegründet, er war mir natürlich eine mega Hilfe. Er kennt sich, durch seinen Job, super gut mit Zahlen und Kalkulationen aus. Dadurch hat er geschaut, ob wir das auch finanziell mit dem Laden schaffen können. Außerdem ist er handwerklich begabt. Hier im Laden hat er viel geholfen aufzubauen, renovieren und sogar selbst teilweise auch Möbel der Einrichtung gewerkelt.
Wir haben viel auch von Freunden bekommen. Die Tische, in denen die Nudeln zum Abfüllen stehen, waren von einer Metzgerei und haben wir geschenkt bekommen. Diese waren noch so mit einer Plastikbeschichtung an den Tischbeinen, die wir dann entfernt haben, da wir fanden, dass dies nicht schön aussah und nicht zum Konzept des Ladens passte. Also hat mein Mann das Plastik entfernt und die Tischbeine abgeschliffen, ist echt ganz schön geworden.
Wir haben versucht so wenig wie möglich neu zu kaufen und Vorhandenes zu nutzen und aufzubessern. Leider ging das nicht mit allem, die Spender zum Beispiel mussten wir neu kaufen, da diese sehr speziell sind und man die so gebraucht nirgendwo herbekommen hat.
Ansonsten schmeiß‘ ich den Laden quasi alleine, mein Mann macht das mit den Zahlen und ist mir eine große Hilfe, er bringt mir dann Kartons weg oder kümmert sich drum, wenn was nicht gut geht. Hier im Laden bin ich aber von Putzfrau bis Chefin.
Wie groß ist der Laden? Wie sind die Öffnungszeiten?
(Die Öffnungszeiten sind von Mittwoch bis Samstag.*)
Viele Fragen, warum Montag und Dienstag geschlossen ist, aber ganz ehrlich, das würde sich nicht lohnen. Die Anfragen sind zurückgegangen und wenn ich dann zu Hause bin, muss ich bestellen, sich um die Sachen für den Steuerberater kümmern, Preise und MHD Liste prüfen und 3 Kinder habe ich auch noch. Klar, die sind schon etwas größer und selbstständiger, aber sie brauchen die Mama natürlich trotzdem noch.
Diejenigen, denen es wichtig ist, kommen trotzdem noch, selbst wenn noch der Mittwoch geschlossen wäre. Beim Hofladen, zum Beispiel, ist ja auch nicht täglich geöffnet.
* nach unserem Interview haben sich die Öffnungszeiten geändert:
Öffnungszeiten ab 01.06.2022
Montag bis Mittwoch geschlossen
Donnerstag und Freitag von 10-18 Uhr
Samstag von 9-13 Uhr
Das Prinzip Unverpacktladen – Erklärung für Laien / Muss man selber etwas mitbringen?
Wer schon mal in einem Unverpackt Laden war, weiß, wie das Prinzip funktioniert, aber ist es auch leicht für die Neukunden?
Ja, also es ist eigentlich relativ einfach, du bringst deine Behälter mit oder auch wenn du nichts dabei hast, habe ich hier im Laden genügend Behältnisse da. Die bekomme ich regelmäßig gespendet. Ist also auch immer etwas da, wenn man nichts dabei hat oder mehr Behälter braucht als man dabei hat, kann man diese ruhig nehmen. Auch für die Waschmittel habe ich Behältnisse da und Etiketten der Hersteller, die man dann mitnehmen kann.
Viele kommen auch mit leeren Behältnissen von dem Waschmittel und anderen Dinge und lassen es einfach wieder auffüllen.
Zuerst werden alle Behälter gewogen und das Tara-Gewicht aufgeschrieben, dann kann man es auffüllen mit den Artikeln, die man gerne möchte. Am Schluss wird alles an der Kasse nochmal gewogen und das Tara-Gewicht abgezogen, sodass du natürlich nur das bezahlst, was du auch eingefüllt hast. So braucht man keine zusätzlichen Verpackungen und man spart eine Menge an unnötigen Plastik ein.
Die Lage ist Zentral, gelegen auf der Hauptstraße, ist das ein Vorteil? Würde ein Online-Shop mehr Verkauf bringen?
Klar ist es ein Vorteil, es ist die Hauptstraße, mitten im Dorf. Alle fahren da vorbei. Gerade auch beim Unverpackt-Einkaufen mit vielen Gläsern kommen natürlich einige mit dem Auto, aber es gibt auch viele, die mit ihrem Fahrrad kommen, gerade Stammkunden. Diese fahren dann öfters her, auch da ist es ganz geschickt.
Ich habe auch Kunden die von etwas weiter weg kommen, die kommen dann natürlich nicht so oft und verbindet ihren Einkauf hier dann mit Erledigungen in Rottweil. Diese nehmen dann meistens etwas mehr mit, so eine art Großeinkauf, damit es sich für sie ökologisch lohnt.
Zum Thema Online-Shop. Dieser würde sich glaube nicht lohnen, die Standard Sachen wie Seifen, Edelstahltrinkflaschen und Dosen gehören hier thematisch in den Laden rein, aber online gibt es schon eine große Auswahl. Bei den Lebensmitteln ist es so, dass diese besonders schützenswerte sind und wiederum zum Versand verpackt werden müssen, das wiederum wieder schwierig ist mit dem Unverpacktprinzip zu vereinbaren. Dazu noch, man müsste die Lebensmittel alle mit Mindesthaltbarkeitsdatum, Allergene und Inhaltsstoffen beschriften und ausweisen, das wäre ein riesiger Aufwand und als Einzelperson gar nicht zu stemmen.
Der Unverpacktladen sollte nicht als Konkurrenz zu den anderen Läden sein, sondern eher als Verpackungsarme Ergänzung dienen.
Wo kommen die Produkte her? Bestimmte Werte / Regional / Saisonal?
Grundsätzlich schaue ich, dass ich die Produkte so regional wie möglich bekomme. Da habe ich eine Mühle gefunden bei Reutlingen, die haben viel von hier. Die sind bei Rebio (ein Verbund regionaler Bioland Erzeuger). Diese beziehen faire und nachhaltige Produkte aus der Region, aus Baden-Württemberg oder Bayern.
Jedoch spielt für mich auch der Preis eine wichtige Rolle, es sollte so regional wie möglich sein, aber auch zu einem vernünftigen Preis. Es sollte für alle bezahlbar sein und nicht, damit nur Reiche Leute bei mir im Laden einkaufen können.
Das ist oft gar nicht so leicht, da immer einen Spagat hinzubekommen zwischen Bioprodukt, regional, fair und zu dem vernünftigen Preis.
Was ich hier regional zu einem vernünftigen Preis bekomme, möchte ich hier auch anbieten.
Vieles kann man sicher noch regionaler bekommen, aber da muss ich auch ehrlich sagen, wenn es dann so teuer ist, können es sich viele einfach nicht mehr leisten. Es sollte auch so sein, dass es für jedermann zugänglich ist, hier diese Lebensmittel unverpackt zu kaufen. Deswegen biete ich auch keine Alblinsen an, weil die einfach 3-mal teurer sind wie die anderen, somit könnten es sich auch die meisten gar nicht leisten. Wenn es geht, versuche ich auf jeden Fall, dass es auch regionaler geht.
Viele Lebensmittel gibt es halt leider nicht von hier, Cashewkerne zum Beispiel. Die gibt es halt regional nicht, die kommen immer nur von weiter weg. Auch Kaffee zum Beispiel, dieser wird in Europa nicht angebaut und kommt immer aus weit entfernten Ländern. Ich beziehe meinen, von der Lebenshilfe in Waldmössingen, sie haben dort eine eigene Rösterei und ich weiß genau, dass dieser Kaffee für faire Arbeit steht. Üblich wird der Kaffee an der Börse gehandelt. Das ist bei ihnen nicht so. Sie zahlen einen festen und fairen Preis.
Oder der Basmatireis, den habe ich aus Italien statt aus dem Basmati-Anbaugebieten wie Indien oder Pakistan.
Teelichter, die hier verkauft werden sind, auch nicht hier in der Region hergestellt, dafür sind sie aber ökologisch. Wie man an diesem Beispiel sieht, ist es oft sehr schwierig alles perfekt zu gestalten und schauen, dass es gleichzeitig fair, ökologisch, Bio, regional und dazu noch unverpackt ist und am wichtigsten auch für meine Kunden bezahlbar ist, dennoch achte ich sehr darauf und gebe mein Bestes.
Manchmal kommt die Frage der Kunden, ob man nicht dies oder das noch dazu anbieten könnte. Aber gerade bei exotischen Sachen würde es sich überhaupt nicht lohnen. Hier würde es einfach auch nicht laufen und Reste dann kaputtgehen, wäre viel zu schade um die Lebensmittel.
Es war auch nie gedacht, dass ich eine Konkurrenz zum normalen Laden darstellen möchte, sondern eher als Ergänzung, wo man Dinge ohne Plastikverpackung bekommt. Eben die, die ich damals eben vermisst habe, wie zum Beispiel Reis. Eben zu so alltäglichen Sachen eine Alternative zu bieten und diese ohne Plastikverpackung zu bekommen.
Ich wollte keine frischen Lebensmittel anbieten, die bekommt man auch auf dem Wochenmarkt, oder Milch ohne Plastik auch im Biomarkt. Ich habe Dinge wie Brennholz und Anzündholz oder Teelichter ohne Alu, die eben regional hergestellt werden und super alternativen sind. Das möchte ich eben anbieten, weil ich es super finde. Auch Eier sind das einzige frische Lebensmittel, was man hier im Laden finden kann, da gerade bei älteren Leuten aus dem Dorf eine Erleichterung ist, da diese nicht noch extra zum Bauern müssen. Diese sind auch genau auf das Angebot bemessen, sodass nichts kaputtgeht.
Seifen sind immer ein nettes Präsent. Von EIeona sie ist hier aus Baden-Württemberg und noch zwei neue Seife vom ehemaligen Seifeneckle. Oder To-Go Becher hier aus Zimmern. Klar sind die etwas teurer, aber dafür von hier. Man schaut halt auch, was man hier vor Ort machen kann.
Welche Rolle spielt / spielte Corona. Denn viele Unverpackt Läden hatten schwer zu kämpfen, da die Leute mehr verpackt eingekauft bzw. sich liefern lassen haben.
Corona war natürlich ein richtiger Downer, trotz ergriffener Hygienemaßnahmen sind leider viele Leute nicht mehr gekommen. Klar die Leute hatten am Anfang auch Angst. Man wusste ja auch gar nicht so, was ist eine Pandemie und wie überträgt sich das Virus. Vielleicht auch, weil man am liebsten alles in einem Laden erledigen wollte um so wenig Kontakte wie möglich zu haben.
Umwelttechnisch ist natürlich die Pandemie, wie sie halt ist, ein Schritt zurück. Gerade auch mit dem ganzen Müll, mit den herumliegenden Masken in der Natur.
Eine richtige Krise – Viele Einzelhändler haben damit zu kämpfen. Natürlich auch ich.
Viele kleine Läden haben schon zu gemacht, die Kundschaft hat gefehlt. Die kleinen Geschäfte leben von der Kundschaft. Wenn viele online bestellen, fehlen die Leute die im Laden kaufen, aber die Pacht muss ja trotzdem weiter bezahlt werden.
Klar also die letzten 3 Monate waren echt hart, ich hoffe natürlich es wird besser. Solange ich es weiter machen kann, werde ich das auch tun. Ansonsten muss ich überlegen nochmal ein Tag zuzumachen. Da Mittwoch und Donnerstag einfach wenig los ist, ob man es so noch einfach halten kann. Das wäre auch der nächste Schritt. Aber vielleicht brauchte es das ja auch gar nicht.
Siehst du die aktuellen Krisenzeiten als problematisch an für die Zukunft bzw. findest du, dass die Politik in Sachen Klimawandel mehr tun könnte?
Vielleicht ist das mit der Ressourcen-Knappheit auch eine Chance, dass die Leute mehr überlegen, auch die Firmen, ob man vieles einfach nochmal benutzen kann. Dass man dadurch auch ein bisschen gezwungen wird.
Ich hatte einen Händler, der konnte mir die Sachen nicht schicken, weil er keine Kartons mehr hat und dann habe ich mir gedacht, das wäre dann auch gut, wenn es da so ein Netzwerk gäbe, regional. Not macht erfinderisch und man ist eher bereit, die Sachen nochmal zu verwenden.
Der einzelne kann schon viel machen und bewirken, auf jeden Fall, aber wenn man grundlegend etwas bewegen möchte, muss die Politik einfach die Weichen dafür legen. Solange Plastik so ein günstiges Produkt ist, werden die sich auch nicht umschauen und nach Alternativen suchen. Da muss schon auch etwas von der Politik kommen, zum Beispiel eine höhere Besteuerung oder etwas auf die Art, ansonsten wählt man immer den bequemeren Weg.
Durch die Klimakrisen und mit dem Krieg wir lernen umzudenken. Gerade für die erneuerbare Energie hat es gepusht, damit wir uns einfach unabhängig machen, denke da auf einem guten Weg. Wenn man aber mehr erneuerbare Energie für alle zu verfügen stellen möchte, muss das mit dem Bau der Windräder schneller gehen.
Jede Krise ist einfach eine Chance, das ist so. Es ist echt schlimm, was da gerade passiert mit dem Krieg, aber wenn man dann sieht wie abhängig wir sind und man dann sieht wie viel Sonne wir hier doch im Süden haben, könnten wir es viel besser machen. Es muss halt lukrativ sein, auch für die Leute, die nicht so viel haben. Es ist da die Aufgabe der Politik, etwas zu unternehmen, damit die Leute es sich leisten können.
Können sich alle den Einkauf im Unverpackt Laden leisten?
Es gibt sicher auch Leute, die wirklich wenig Geld haben und wirklich sich nicht viel leisten können. Auch da kann man sagen, ich nutze meine Sachen länger, oder man geht auf den Markt und kauft wirklich nur das, was man auch wirklich braucht – 2 Karotten oder so. Aber es ist tatsächlich so, die Leute wollen ihr Geld für gute Autos ausgeben, 3-mal in Jahr in Urlaub fliegen, aber wenn man dann sagt – hier unverpackt – ist es ihnen zu teuer, weil die Leute sind da auch nicht bereit für Standard-Sachen mehr Geld auszugeben.
Aber wenn man in Supermarkt geht, kauft man meistens viel mehr Sachen ein, die man so viel gar nicht benötigt – es geht dann kaputt.
Ja genau, da gibt es dann Karotten 2 kg im Angebot für 1 oder 2 Euro. Dann nimmt man das mit für einen Zweifamilienhaushalt. Oder auch 3 Leute, die wissen ganz genau, die schaffen das nicht, aber weil es günstiger ist, kauft man dann lieber das und schmeißt den Rest dann halt weg. Dann wird auch dieses Lebensmittel einfach gar nicht wertgeschätzt. Weil es einfach zu günstig ist. Wenn es teurer ist, ist es anders. Wenn man auf den Markt geht, überlegt man sich vorher, was möchte man kochen, wie viel benötigt man und kauf es gezielter ein. Auch wenn man merkt, die Sachen fangen an schlecht zu werden, dann macht man noch schnell etwas daraus, weil man es nicht möchte, dass es kaputtgeht. Seit ich anders einkaufe, schätze ich die Lebensmittel anders wert.
Du veranstaltest auch Clean-ups? Wie erfahren die Leute darüber?
Über den Laden habe ich mal einen Clean-up organisiert, leider kam da nur eine Person. Sonst wird es immer von den Vereinen im Dorf organisiert, sogenannte „Dorfputzete“. Aber da gab es noch manche Stellen, an denen der Müll noch liegen geblieben ist. Dort bin ich dann letztes Jahr zusammen mit meiner Familie hin und haben dann unseren eigenen kleinen Clean-up gemacht, sind ganze 5 Säcke voll gefüllt worden.
Es ist ja toll, dass die Gemeinde oder Vereine so etwas organisieren, aber ich finde es schade, dass man da zum Schluss nicht alle Säcke an die Straße stellt, oder sagt, wie viel Müll genau zusammen gekommen ist. Dass wäre schön, so könnte man sich einfach auch ein Bild davon machen, wie viel Müll auf unseren Straßen eigentlich liegt. Um welche Dimensionen es sich da handelt.
In Rottweil kann man sich übrigens bei den Vereinen auch diese Zangen zum Müll auflesen ausliehen, die muss man nicht extra kaufen.
Auch Tauschbörse biete ich auch ab und zu an, aber leider ist die letzte auch nicht so gelaufen im Dezember, das lag auch letzter Corona geschuldet.
Es wäre auch einfach toll, wenn man einfach informiert wird, was angeboten wird. Centralkino macht immer etwas zum Thema Klima oder auch in der Stadtbücherei fand eine Kleidertauschbörse.
Wie wird man auf den Laden aufmerksam? Social Media, Web, Zeitung, Sonstiges?
Ich bin in Social Media nicht die aktivste, jedoch bin ich gerade dran, eine neue Reihe mit Tipps zur Müllvermeidung und Nachhaltigkeit im Allgemeinen auf Facebook zu posten.
Habe da auch nicht die mega Reichweite, das brauche ich ja auch nicht, der Laden lebt eher davon, dass Leute hier reinkommen. Die Seite dient eher dazu, Tipps und Informationen zu teilen.
Auch werden dort zum Beispiel Informationen zu den Spendenaktionen gepostet, damit die Leute wissen wie viel zusammen gekommen ist. Damit man auch weiß, wo es auch ankommt.
Unser Interview endete direkt mit den ersten Kundinnen, denn die Uhr zeigte Öffnungszeit an. Wir hätten gerne noch weitere Dinge erfahren, aber gleichzeitig haben wir tatsächlich eine Menge erfahren. Wir hoffen, dass es dir gefallen hat, für dich auch einige Erkenntnisse dabei waren und du etwas aus dem Gespräch mitnehmen konntest. An dieser Stelle – kauft einfach mehr unverpackt. Erzähl uns deine Meinung. Gerne kannst du uns ein Kommentar unter dem Beitrag lassen.
Liebe Grüße an Sandra und danke für das Interview!
- Adventskalender 2024 - 10. November 2024
- Zero-Waste-Weihnachts-Geschenke - 10. November 2024
- DIY-Kräutersalz in einem Glas - 10. November 2024