Die Modeindustrie ist eine der ressourcenintensivsten Branchen der Welt. Aber während immer mehr Kleidung produziert wird, wächst auch ein verblüffendes Problem: Es gibt bereits so viele Klamotten auf diesem Planeten, dass wir rein theoretisch die nächsten sechs Generationen ausstatten könnten – ohne auch nur ein weiteres Teil zu produzieren.
Ein Überfluss, der keine Wünsche offen lässt
Ein Blick auf die Fakten verdeutlicht das Ausmaß des Problems:
- Laut Schätzungen werden jährlich etwa 100 -150 Milliarden Kleidungsstücke weltweit produziert – in Deutschland kauft eine Person durchschnittlich etwa 60 neue Kleidungsstücke pro Jahr.
- Viele dieser Kleidungsstücke werden nie getragen. Allein in Europa und den USA verstauben Millionen Tonnen ungetragener Kleidung in Schränken oder enden ungenutzt auf Mülldeponien.
- Die Lebensdauer von Kleidung ist erschreckend kurz: Im Durchschnitt wird ein Kleidungsstück nur sieben bis zehn Mal getragen, bevor es entsorgt wird.
Was bedeutet das für die nächsten Generationen?
Wenn wir all die ungetragenen, kaum getragenen und gut erhaltenen Kleidungsstücke zusammentragen würden, könnten wir die Bedürfnisse vieler Generationen abdecken. Denken wir an die folgenden Punkte:
- Bestand statt Produktion: Die globale Secondhand-Industrie zeigt, dass Kleidung problemlos mehrfach genutzt werden kann. Was wir bereits haben, reicht, um den Bedarf der nächsten Jahrzehnte zu decken.
- Ressourcen sparen: Durch die Wiederverwendung vorhandener Kleidung könnten immense Mengen an Wasser, Energie und Rohstoffen eingespart werden. Allein die Produktion einer einzigen Jeans benötigt etwa 7.500 Liter Wasser – genug, um eine Person fast zehn Jahre lang zu versorgen.
Warum kaufen wir trotzdem neue Kleidung?
Die Antwort liegt in unserem Konsumverhalten und den Mechanismen der Modeindustrie:
- Fast Fashion: Marken bringen wöchentlich neue Kollektionen auf den Markt und fördern so das Gefühl, ständig Neues zu brauchen.
- Statusdenken: Mode wird oft als Ausdruck von Individualität und sozialem Status verstanden. Secondhand wird (noch) nicht überall gleichwertig angesehen.
- Fehlende Infrastruktur: Es gibt nicht genug Systeme, um die vorhandene Kleidung sinnvoll weiterzuverteilen oder zu recyceln.
Lösungen für den Überfluss
Damit unser bestehender Kleidungsbestand wirklich für die nächsten sechs Generationen reicht, braucht es einen Wandel:
- Secondhand-Kultur fördern: Plattformen wie Vinted, eBay und lokale Flohmärkte machen es leichter, gebrauchte Kleidung zu kaufen und zu verkaufen. Secondhand sollte zur ersten Wahl werden.
- Upcycling und Reparaturen: Alte Kleidung kann mit kreativen Ideen neu gestaltet oder repariert werden. So entsteht aus Altem wieder etwas Wertvolles.
- Weniger kaufen, mehr tragen: Der Schlüssel liegt darin, die eigenen Konsumgewohnheiten zu überdenken. Jeder Kauf sollte bewusst erfolgen.
- Politische Rahmenbedingungen: Regierungen könnten die Produktion regulieren und Maßnahmen ergreifen, um die Weiterverwendung von Kleidung zu fördern.
Umdenken ist also angesagt!
Wir leben in einer Welt voller Möglichkeiten – und voller Kleidung. Wenn wir anfangen, das Vorhandene zu schätzen und zu nutzen, könnten wir einen immensen Beitrag zum Schutz unseres Planeten leisten. Es braucht keine ständig neuen Trends, sondern eine neue Wertschätzung für das, was bereits da ist. Kleidung für sechs Generationen? Das ist nicht nur eine provokante These, sondern eine Realität, die wir nutzen sollten.
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