Nachdem die Corona-Krise abflacht und uns mittlerweile deutlich weniger einschränkt als zum Höhepunkt der Pandemie, steigt natürlich auch wieder das Reisefieber. Nachdem man lange auf Fernreisen verzichten musste, freuen sich die meisten von uns, dass wir mittlerweile wieder relativ uneingeschränkt unsere Lieblingsziele in aller Welt besuchen können. Für immer mehr reiselustige Verbraucher zählt aber nicht nur der günstigste Preis. Mehr und mehr Menschen legen Wert darauf, nachhaltig und umweltfreundlich in den wohlverdienten Urlaub zu starten.
Flugreisen, insbesondere Billigflüge, stehen schon seit längerem in der Kritik und insbesondere Kurzstreckenflüge werden zu Recht für den enormen Schadstoffausstoß, den sie verursachen, hinterfragt. Daher fragen sich Verbraucher natürlich zugleich, welche Alternativen man mit einem guten Gewissen gegenüber der Umwelt erwägen kann. Mit dem Auto zu verreisen ist nicht unbedingt viel umweltverträglicher als das Flugzeug, außerdem graust es den meisten vor endlosen Horror-Staus und ermüdenden, stundenlangen Autofahrten. Busse ersparen einem letzteres, sind aber nicht unbedingt sehr bequem und von Stau genauso betroffen wie der eigene PKW. Eine hervorragende Alternative ist letztendlich die Zugfahrt: auf Schienen reist es umweltfreundlich und staufrei. Und speziell die lange Zeit nahezu in Vergessenheit geratenen Nachtzüge stehen vor einem Revival. Denn gerade sie bieten einige nicht zu unterschätzende Vorteile.
Verreisen mit dem Nachtzug in 2022
Bevor Flugreisen gängig waren und noch nicht jeder Haushalt über einen eigenen PKW verfügte, war über Nacht zu verreisen recht üblich und das Bahnfahren über Nacht keine Seltenheit. Mit wachsender Popularität des kommerziellen Flugverkehrs und der vermehrten Nutzung privater Automobile verlor das Zugreisen bei Nacht an Attraktivität und 2016 schaffte die DB sogar nächtliche Angebote gänzlich ab. Eine Wiedereinführung wird momentan diskutiert. Nichtsdestotrotz lässt sich aber erkennen, dass immer mehr Reisende wieder Interesse an Fahrten über Nacht im Zug zeigen. Speziell die österreichische ÖBB und ihr Nightjet-Angebot sind im europäischen Raum Vorreiter im Revival des Nachtverkehrs auf Schienen. Vor allem wer an die Umwelt denkt und daran interessiert ist, umweltschonend zu verreisen, sollte diese Alternative zum Flugzeug und zum eigenen PKW in Betracht ziehen. Wir zeigen dir, warum du mit einer Zugreise über Nacht der Umwelt einen großen Gefallen tust und warum mehr Verbraucher darüber nachdenken sollten, dieses Angebot zu nutzen
Warum Zugreisen gut für die Umwelt sind
Luftschadstoffe
Es sollte mittlerweile kein Geheimnis mehr sein, dass insbesondere Treibstoffe, die auf fossilen Trägern basieren, ausgesprochen schädlich für Mensch, Tier und Umwelt sind. Schwefeldioxid und Rußpartikel sind verantwortlich für zahlreiche Atemwegserkrankungen, können Allergien hervorrufen und das Krebsrisiko drastisch erhöhen. Und nicht nur das: auch Pflanzen und Böden werden durch den hohen Ausstoß von Luftschadstoffen stark beeinträchtigt. Der Großteil dieser Emissionen wird von Autos verursacht. Beim Verreisen per Bahn hingegen werden weitgehend mit elektrischer Energie betrieben und verursachen deutlich weniger Verschmutzung. Zwar stoßen auch Züge Schadstoffe aus, allerdings tun sie dies in einem deutlich geringeren Umfang als Kraftfahrzeuge und Flugzeuge.
Treibhausgase
Auch das Thema CO₂-Ausstoß sollte unter keinen Umständen verharmlost werden. Nicht erst seit gestern warnt die Wissenschaft vor den verheerenden Konsequenzen eines durch zu viel CO₂-Emission hervorgerufenen Klimawandels. Die Konsequenzen für unsere Zukunft könnten katastrophal sein und es ist höchste Zeit, Alternativen zu den Hauptverursachern von CO₂-Ausstoß aktiv und vermehrt zu nutzen. Auch hier schneiden insbesondere Autos und Flugzeuge sehr schlecht ab, während das Reisen auf Schienen ungleich schonender für die Umwelt ist und erheblich weniger CO₂ von Zügen verursacht wird.
Flächensparer Schienenverkehr
Ein oft unterschätztes Problem ist die vergleichsweise große und stetig wachsende Fläche, die in den meisten Ländern von Straßen und Autobahnen eingenommen wird. Hier werden natürliche Umgebungen stark beeinträchtigt, beschädigt und durch Lärm und Abgase in Mitleidenschaft gezogen. Wer auf Schienen reist, trägt dazu bei, dass weniger Straßen gebaut werden müssen und hilft somit der Umwelt und der Natur.
Vorteile
Entspannt schlafen und am Ziel wieder aufwachen
Gerade bei längeren Fahrten ist das Thema Schlaf durchaus eine Herausforderung, ganz besonders, wenn man selbst fährt. Zwischenstopps zur Erholung lassen einen viel Zeit verlieren und können bisweilen hohe zusätzliche Kosten verursachen. Kein Problem: im Liege- oder Schlafwagen kann man entspannt die Augen schließen und am Zielort wieder aufwachen. Der Schlafrhythmus gerät nicht durcheinander und man kann die unter Umständen recht lange Fahrzeit hervorragend nutzen, ohne viel zu verpassen.
Kein Airport-Transfer nötig
Die meisten Flughäfen sind nicht gerade in zentraler Lage. Im Gegenteil, oft darf man sich nach der Landung auf eine weitere recht lange Fahrt zum Hotel oder zur Unterkunft gefasst machen, welche in den meisten Fällen eher im Stadtkern liegt. Bahnhöfe hingegen befinden sich meist unweit der Stadtzentren und man hat nach der Ankunft am Zielbahnhof nur noch eine recht überschaubare Strecke zu bewältigen.
Weniger Verspätung
Verspätungen sind gerade im Flugverkehr nicht selten und oft sehr ärgerlich. Oft muss man auf seinen Flieger warten und im schlimmsten Fall kann es sogar sein, dass man einen wichtigen Anschluss verpasst. Auch im Zugverkehr kann man Verspätungen leider nicht unbedingt ausschließen, hat allerdings ganz besonders im nächtlichen Zug wesentlich seltener Verzögerungen hinzunehmen und in der Regel handelt es sich nur um einige Minuten.
Entspanntes Fahren ohne Check-ins und Staus
Das Fahren mit Flugzeug oder PKW ist nicht nur für die Umwelt bedenklich, sondern oft auch sehr lästig. Wer in den Urlaub fliegt, steht meist stundenlang Schlange, sei es für Check-in und Gepäckaufgaben, Security-Checks oder bei Auslandsreisen Passkontrollen. Auch mit verlorenen oder falsch verfrachten Koffern gibt es immer wieder Ärger. Der Autofahrer wiederum steckt gerade zur Ferienzeit oft unvermeidlich in Megastaus fest, die einen bisweilen stundenlang bewegungslos auf offener Strecke zermürben. Bahnreisende kennen diese Probleme hingegen nicht. Natürlich kann es auch auf Schienen zu Verspätungen und außerplanmäßigen Stopps kommen, allerdings ist dies eher die Ausnahme als die Regel.
Tipps für die Reise
Ohrstöpsel oder Kopfhörer mit beruhigender Musik oder einem Hörbuch machen das über Nacht reisen und das Einschlafen im Zug einfacher. Bahnfahrten sind nicht übermäßig laut, empfindliche Ohren könnten sich aber eventuell doch gestört fühlen
Ziehe einen Schlafwagen dem Liegewagen vor, wenn möglich. Es lässt sich zwar auch im letzteren übernachten, allerdings ist dies deutlich unbequemer und bietet wesentlich weniger Komfort.. Oft lassen sich, natürlich gegen Aufpreis, Einzelabteile buchen und bei manchen Anbietern befindet sich zumindest in der Luxusklasse sogar eine Dusche. Bei längeren Fahrten kann dies sehr angenehm sein
Trage bei der Fahrt am besten bequeme Kleidung
Proviant und Verpflegung solltest du bei längeren Fahrten ebenfalls mit im Gepäck haben
Gibt es Nachteile?
Der Vollständigkeit halber möchten wir dir auch die Kritikpunkte am verreisen über Nacht im Zug nicht vorenthalten. Nicht etwa, weil wir dir von der Nutzung abraten wollen, sondern damit du weißt, worauf du eventuell zu achten hast und um aufzuzeigen, was sich in Zukunft noch verbessern sollte, damit mehr Reisende sich zur Nutzung des nächtlichen Schienenverkehrs entschließen.
Relativ hohe Kosten
Leider ist das verreisen im nächtlichen Zug nicht gerade günstig. Je nach Strecke kann es sein, dass ein Ticket für die Bahnreise über Nacht bis zu zweimal so viel kostet wie ein Billigflug an denselben Reiseort – wo man dann natürlich auch deutlich früher ankommt. Hier müssen Anbieter versuchen, attraktive Angebote verfügbar zu machen, um auch Verbraucher mit wenig Budget ins Boot holen zu können. Umgekehrt gilt aber auch, dass der Verbraucher selbst hier einen gewissen Einfluss hat. Wenn Anbieter erkennen, dass die Nachfrage steigt, werden in der Regel auch günstigere Preise realistischer.
Zu kleines Netz
Das Streckennetz ist momentan noch ausbaufähig. In die größten und wichtigsten Städte Europas gelangt man mit der Nachtbahn zwar in der Regel, kann aber doch eine beträchtliche Anzahl von Reisezielen nicht direkt ansteuern und ist somit auf Anschlüsse angewiesen. Hier müssen teilweise recht lange Wartezeiten mit einkalkuliert werden und bei der Weiterfahrt entfallen einige der Vorteile.
Privatsphäre und Komfort
Wenn du kein Einzelabteil gebucht hast oder solche gar nicht erst vorhanden sind, bedeutet dies häufig, dass du dir dein Abteil mit anderen Reisenden teilen musst. Das ist vielen unangenehm und besonders weibliche Fahrgäste würden sich freuen, wenn sie bei ihrer nächtlichen Zugfahrt mehr Privatsphäre, insbesondere gegenüber männlichen Fahrgästen, genießen könnten. Auch die Ausstattung einiger Angebote ist nicht unbedingt auf dem allerbesten Niveau. Anbieter könnten die Nachfrage deutlich erhöhen, würde man hier nachbessern und mehr Privatsphäre und Komfort anbieten. Dies würde die Bahnfahrt über Nachtauch gerade gegenüber Fliegern und Bussen deutlich an Attraktivität gewinnen lassen.
FAZIT
Mit der Reise im Nachtzug tust du deiner Umwelt und der Natur einen großen Gefallen – und das solltest du gerade in der heutigen Zeit nicht unterschätzen. Außerdem bietet die Reise mit dem Zug bei Nacht viele weitere Vorteile gegenüber Flugreisen und langen Autofahrten. Etwas höhere Preise und ausbaufähige Netze sind hier Herausforderungen für die Zukunft, um mehr Reisenden die Zugfahrt zu später Stunde schmackhaft zu machen. Solltest du aber dein Reiseziel per Nachtzug problemlos erreichen können und bist bereit, der Umwelt zuliebe ein wenig mehr zu investieren, dann solltest du die nächste Fahrt in den Urlaub vielleicht tatsächlich im Nachtzug antreten.
Credits / An diesem Text mitgewirkt: The Content Guy |
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