Fast Fashion zerstört die Umwelt – Die Schattenseite der Textilindustrie.
Kleider machen Leute, heißt es. Da steck viel Wahrheit mit drin. Die Klamotten die wir tragen, sagen viel über einen Menschen aus. Über seinen persönlichen Geschmack, Zugehörigkeiten, den Beruf (Uniformen, weißer Kittel beim Arzt usw.) und in manchen Gebieten auf der Erde auch noch welchen Rang man in der sozialen Gesellschaft hat.
Die Geschichte unserer Kleidung beginnt schon vor sehr langer Zeit. In der Bibelgeschichte werden Adam und Eva aus dem Paradies geworfen, sie empfanden Schamgefühl und kleideten sich mit einem Feigenblatt. Auch wenn man mit der Bibel nichts anfangen kann, sind schon erste Kleidungsstücke aus der Steinzeit bekannt, dort kleideten sich die Menschen mit Fellen der erlegten Tieren, dies sollte sie vor der Kälte, Schmutz und Verletzungen schützen.
Doch ab wann hat die Kleidung angefangen zu einen Statussymbol zu werden?
Naja man nimmt an, dass es schon immer so etwas wie Zeichen, die für einen gewissen Status standen, gab. Auch nehmen Wissenschaftler an, dass auch schon die Steinzeitmenschen in Laufe der Zeit lernten mit Werkzeugen die Felle zu bearbeiten und zurechtzuschneiden und aus Steinen Schmuck herzustellen. Auch damit teilten sie ihren Status in der Gesellschaft. Der beste Jäger hatte die schönsten und besten Felle.
Als man nicht mehr jagen ging waren Klamotten ein Zeichen von Luxus, erst in der Antike und dem Römischen Reich gab es mehr Vorschriften wie Kleidung auszusehen hat. Die Stoffe bestanden da meistens aus Leinen oder aber auch aus Hanf.
Die Art des Materials, der Farben und der Verarbeitung zeigte, ob man zu den Reichen oder den Armen gehörte. So war es im Mittelalter auch so, dass nur reiche Leute Farben wie Rot tragen durften, die Armen mussten meist Beige / Brauntöne tragen, die für Schutz und Minderwertigkeit standen.
Erst ab der Industriellen Revolution ab Mitte des 18. Jahrhunderts ändertet sich die Mode. So entwickelten sie Maschinen und hatten mehr Möglichkeiten die Stoffe zu verarbeiten. Es öffneten den Menschen neue Türen und erschaffte neue Arbeitsplätze.
Die Mode wandelte sich. Schneller, günstiger und besser ließ sich Kleidung herstellen, somit wollte man nicht nur die Leute mit großem Reichtum erreichen, sondern auch die Leute, die nicht so viel Geld zu verfügung hatten.
Die 60er Jahre waren dann die modische und kulturelle Revolution. Vor allem die Jugend fing an Dinge zu hinterfragen und sich selbst zu verwirklichen. Dabei wollte man sich auch mit der Mode frei entfalten. Dies war der Beginn der Fast Fashion.
Was ist Fast Fashion überhaupt?
Schnelllebige Kleidung nennt man Fast-Fashion. Diese Kleidung wird in Drittstaaten produziert und wird hier zu Billigpreisen angeboten. Somit können sich auch Menschen mit wenig Geld diese Teile leisten.
Nach den Amerikanern sind die Deutschen auf Platz 2 was Kleidung kaufen angeht.
Im Jahr kauft jede/r Deutsche/r ca. 40 – 70 Kleidungstücke im Jahr.
Über 100 Teile haben die meisten in ihrem Kleiderschrank und doch haben die meisten das Gefühl nie was passendes dabei zu haben. Deswegen bleiben fast die Hälfte der Kleidung ungetragen im Schrank liegen.
Heutzutage versuchen viele, aber gerade die Modebewussten Menschen, immer den neusten Mode-Trends aus Paris, Mailand oder New-York zu folgen.
Wo es anfangs noch 1-2 neue Kollektionen im Jahr gab, gibt es heute schon bis zu 52 Micro-Kollektionen, also fast wöchentlich eine Neue.
Dementsprechend hat man auch das Gefühl, um „IN“ zu sein sollte man sich immer den Trends anpassen und neue Teile zu shoppen.
Statistisch gesehen wirft jeder Deutsche etwa 4,7 kg weg, davon werden lediglich etwa 10 % recycelt.
Durch niedrige Preise hat sich die Produktion und der Konsum verdoppelt, die Tragezeit aber leider halbiert.
Der Konsum hat sich innerhalb von Jahrzehnten so stark verändert. Die Leute legen immer mehr Wert auf materielle Dinge, umso wichtiger ist für sie das Geld, der Besitz oder das Image. Dies macht aber, auch wenn es viele denken, nicht viel glücklicher. Sogar eher das Gegenteil, es lässt einen deprimierter und ängstlicher sein.
Die Werbung aber vermittelte einem aber das Gegenteil: Durch jeden Konsum werden deine Probleme gelöst.
Wer sich die Werbungen anschaut, merkt welches Ansehen die Menschen mit dem Produkt in der Werbung von den anderen bekommen. Genau dieses Ansehen möchte man auch.
Dazu kommt, dass man sich mit den Konsum Gütern aufmuntern lässt. Jeder Konsum löst Glücksgefühle in uns aus. Die Mittelschicht verschwindet immer mehr. Leute die sich kaum etwas leisten können können sich aber durch die günstige Mode immer noch genug davon kaufen.
Hinzukommt die neue Art zu werben in unseren Social-Media- Netzwerken. Influenzer präsentieren uns täglich ihren neuen Klamotten, Schmuck und Zubehör in einem Haul oder einfach in ihrem ganz normalen Alltag. Zu jeden Teil gibt es einen Rabatcode.
Ein weiteres Problem ist, dass die Werbung immer mehr macht um immer mehr zu verkaufen, aus Gebrauchsgütern werden Verbrauchsgüter, so dass man die Dinge, die man kauft, schnell wieder wechselt.
Die Schattenseiten
Für nur weniger Euro bekommen wir heute schon eine große Auswahl an Kleidung hinterhergeworfen. Aber für welchen Preis?
Bevor ein Kleidungsstück in unserem Schrank landet, hat es oft schon einen langen Weg hinter sich. Den die meisten Billigtextilien werden nicht hier hergestellt, sondern werden in die Länder, in dem die Menschen für wenig Geld arbeiten outgesourct. Früher war China der größte Textilproduzent, heute aber beträgt deren Mindestlohn 150 Euro im Monat, deswegen werden nun die meisten Klamotten in Bangladesch, Vietnam oder Kambodscha hergestellt. Unsere Billigteile bekommen wir also auf Kosten der Billigarbeiter in diesen Ländern.
Immer mehr und mehr versuchen die großen Firmen die Kosten der Produktion auf ein Minimum zu drücken. Damit sie ihre Ware hier für so günstig, wie möglich anbieten können.
In Ländern wie Bangladesch sind die Textilfabriken sind einer der größten Industriezweige. Dort werden unsere Klamotten durch harte Arbeit verdient. Unter schlechten Bedingungen arbeiten die Menschen dort im Akkord. Teilweise sogar durch Kinderarbeit. Der Großteil davon sind Frauen, um arbeiten gehen zu können müssen diese ihre Kinder oft abgeben.
Gewerkschaften gibt es dort oftmals nicht, wenn doch haben diese leider nur begrenzt Einfluss. Protestieren die Leute, gehen auf die Straße für bessere Arbeitsbedingungen und faire Löhne, werden diese durch die Polizei zurückgedrängt und teilweise angegriffen. Gezwungen zur Arbeit wie Sklaven.
Es ist den Firmen oft auch nicht möglich diese Bedingungen zu ermöglichen, denn auch wenn sie es gerne würden, sind da die großen Konzerne die ihre Ware so günstig wie möglich produziert haben möchten. Ist man zu teuer, bekommt man den Auftrag eben nicht und sucht sich die nächsten, die es dann für einen niedrigeren Preis machen.
Doch nicht nur die unwürdigen Bedingungen der Fabrikarbeiter sind es, was die Fast Fashion so schlecht macht. Es beginnt schon bei der Gewinnung der Rohstoffe.
So wird Baumwolle oft in warmen Ländern angebaut. Eins der größten Baumwollproduzenten sind China und Indien, gefolgt von den USA. Wo früher noch die Bauern und saisonale Arbeiter bei der Ernte und dem Unkraut jäten beschäftigt wurden, werden die Felder heute großflächig mit Pestiziden gespritzt.
In Ländern wie Indien müssen die Menschen ohne besondere Schutzkleidung diese Pestizide auf die Felder sprühen. Denn um den immer wachsenden Bedarf abzudecken muss immer mehr produziert werden.
Auch wird immer mehr BT-Baumwolle angebaut, diese modernisierte Nutzpflanze ist genmanipuliert und produziert ein Gift vom Bakterium Bacillus thuringiensis. Dieses Hilft zum Beispiel gegen den Befall des Baumwollkapselbohrers.
Die Unternehmen die das gen-manipulierte Saatgut herstellen, sind die gleichen wie die, die auch die Chemiekalien herstellen. Die wiederum sind die gleichen die Medikamente dann bei Erkrankungen teuer verkaufen. Es ist für sie eine immer weitergehende Aufwärtsspirale, sie bekommen immer mehr und mehr und können die Bauern unter Druck setzten. Immer mehr Gewinne generieren. Für die Bauern und für die Natur ist es immer mehr eine Abwärtsspirale. Immer wieder findet man einen Bauern im Feld liegen, weil er es einfach nicht mehr ertragen hat. Sie nehmen sich das Leben, weil man ihnen alles nimmt. Hier gibt es die größte Selbstmordrate.
Erzählte eine Bauern-Witwe in der Doku „The True Cost“
Trotz des Anbaus der BT-Wolle werden immer mehr Pestizide gebraucht.
Die giftigen Schadstoffe gelangen ins Abwasser, Flüsse und Seen. Darüber natürlich auch ins Trinkwasser und somit auch in die Lebensmittel, die man damit zubereitet.
Die Auswirkungen führen immer wieder zu Geburtsfehlern, Hautirritationen und Krebserkrankungen. In Pujab, einem Gebiet in Indien, leiden 70 – 80% der Kinder an den Folgen und kämpfen dort mit körperlichen und geistigen Erkrankungen.
Weitere Probleme der Fast-Fashion – Online Handel und Greenwashing
Der Online-Handel boomt. Influenzer werben mit Rabatt-Codes, präsentieren jeden Tag die neuste Kleidung. Bestellen ohne Grenzen. So viel Auswahl, dass man sich nur schwer entscheiden kann. Zuhause bequem anprobieren und zurückschicken, was nicht passt oder gefällt.
Ein großes Problem dabei sind die Transportwege. Immer schneller muss es gehen. Diese schnelle Lieferzeiten sind noch aufwändiger und haben einen hohen logistischen Aufwand, dies wirkt sich besonders schlecht auf die Umweltbilanz aus. Zudem kommen noch, dass die Personen bei Zustellung nicht zu Hause angetroffen werden und es dann an Paketboxen oder in die Sammelstelle zurück geht und am nächsten Tag nochmal befahren werden muss.
Auch Retouren sind ein großes Problem.
Die vielen Rücksendungen und die ausufernden Transportwege wirken sich natürlich auf die Umwelt aus. Rund 238.000 Tonnen CO2-Äquivalente (CO2e) hat die Forschungsstelle in Bamberg für das Jahr 2018 herausgerechnet: „Dies entspricht in etwa der Umweltwirkung von täglich 2.200 Autofahrten von Hamburg nach Moskau.
Quelle: BR (Ökobilanz Online Shopping)
Gerade in der Pandemie hat sich die Zahl durch den Lockdown noch vergrößert.
Zurück geschickte Waren werden auch öfter mal einfach vernichtet. Denn für viele Händler ist es nicht profitabel die Ware nach Funktionsfähigkeiten zu prüfen und wieder neu zu verpacken, es ist leichter das Produkt einfach abzuschreiben und anschließend zu entsorgen.
Greenwashing
Grüne Mode – viele Firmen versprechen eine nachhaltige Mode. Doch oft steckt darin meist wenig grün drin.
Siehe auch: Was ist Greenwashing?
Bei den Produkten wird mit ökologischen Vorteil geworben, leider bekommt man nicht das, was man sich dadurch erhofft. Nachhaltig und Umweltfreundlich einkaufen ist gerade bei den Konsumenten ein Thema, da es gerade in aller Munde ist. Darum achtet man dabei auf Schlagwörter wie nachhaltig, fair, umweltfreundlich oder vegan. Oft einfach nur leere Werbeversprechen. Bio-Baumwolle und Recycltes Material sind darin nur in geringen Anteilen enthalten.
Auf diese Siegel solltest du beim Kauf achten:
Unbezahlte Werbung, wegen Erwähnung
- Global Organic Textile Standard (GOTS.)
- Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft
- Bluesign-Zertifikat
- Grüner Knopf
- Fairtrade Cotton
Was passiert mit unserer Kleidung, wenn sie ausgedient hat?
Was tun gegen Fast-Fashion?
Es liegt auch Verantwortung in uns, den Verbrauchern. Den die Konsumenten sind ebenfalls ein Teil des Problems.
Denn wenn die Nachfrage nach diesen Produkten nicht sinkt, werden immer noch mehr produziert.
Denn wenn wir wir möchten das sich die Landwirtschaft und das Leben der Arbeiter nachhaltig verändert müssen auch wir uns verändern.
Man muss nicht jedem Trend hinterher jagen.
Es ist wichtig bewusster einzukaufen, die dinge länger Leben zu lassen und reparieren statt wegwerfen.
Aus Fast Fashion, Slow Fashion zu machen.
Interessante Beiträge aus dem Internet
Dokumentationen
Ein rührende Dokumentation, die jeder sehen muss ist „The True Cost“ **. Dort wird beschrieben was genau unsere Kleidung eigentlich kostet. Hier kannst du es in voller Länge anschauen:
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